Vollautomatisch? Wie sich Kanzleimitarbeiter in Zeiten der Digitalisierung unersetzbar machen

Wie ersetzbar ist mein Job?

Sie wird in einem Zuge mit den Chancen der Digitalisierung genannt: die Angst. Angst davor, überflüssig zu werden. Ersetzt durch den Computer. Tools wie der Job-Futuromat des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) befeuern diese Angst um den Arbeitsplatz zusätzlich. Kein Wunder – gibt man etwa den Beruf des Steuerfachangestellten ein, so erscheint eine ernüchternde Prognose:

Eine Automatisierbarkeit von 100 Prozent der Tätigkeiten klingt natürlich dramatisch. Die einzelnen Tätigkeiten, die zum Beruf des Steuerfachangestellten gezählt werden, sind noch einmal separat aufgeschlüsselt.

Vollständig automatisierbar! Was nun?

Schauen wir uns doch einmal an, welche der Tätigkeiten hier von einem Roboter übernommen werden könnten. Das sind – Überraschung bei einer Automatisierungsquote von 100 Prozent! – alle. Tätigkeiten, von der eigentlichen Buchführung über die Sachbearbeitung und die Fristenüberwachung bis hin zu steuerrechtlichen Aspekten, könnten also bereits heute vollständig an den Computer abgegeben werden.

Doch kann das stimmen? Und was bedeutet das für Steuerberater und ihre Mitarbeiter? Zunächst einmal ist klar: An Prozessen wie Buchhaltung, Zahlungsverkehr, Jahresabschlussbuchungen ist nicht zu rütteln. Diese Schritte können zweifellos digitalisiert werden. Nein, sie sollten digitalisiert werden. Vorteile haben wir auf diesem Blog schon viele Male erörtert: papierlos, zeitlich & örtlich flexibel, schneller und weniger fehlerbehaftet sind nur einige Aspekte. Machen wir uns nichts vor: Rechnungsprüfung- und Erfassung funktioniert viel schneller mit einer funktionierenden OCR-Erkennung, der automatischen Verbuchung und sogar Bezahlung der Belege. Und wie praktisch ist bitte, dass sich das System auch noch um die Rechnungserstellung und das Mahnwesen kümmert! Denn was bleibt dann? Richtig: mehr Zeit. Zeit, um besser zu werden und sich zu spezialisieren. Denn das IAB schreibt auch:

„Die Automatisierbarkeit in Ihrem Beruf ändert sich jedoch nicht, da alle in Ihrem Beruf auszuübenden Tätigkeiten von Robotern übernommen werden könnten. Allerdings wird in der Realität eher nicht automatisiert, wenn die Arbeit des Menschen wirtschaftlicher, flexibler oder von besserer Qualität ist.“

Besonders der zweite Satz ist wichtig. „Allerdings wird in der Realität eher nicht automatisiert, wenn die Arbeit des Menschen wirtschaftlicher, flexibler oder von besserer Qualität ist.“

Hand in Hand mit der Digitalisierung

Was im Klartext nichts anderes heißt als: Spezialisiert euch! Werdet besser! Seht die Digitalisierung als Chance hierfür. Und da kommen wir wieder auf die Zeit zurück, die dann gespart wird, wenn Prozesse automatisiert werden. Während der Computer die Buchhaltung erledigt, ist mehr Raum, um eben diese Prozesse zu optimieren, um Schnittstellen aufzudecken und zu nutzen oder um Mandanten zu beraten. Auswertungen kann der Computer – diese dem Mandanten aber verständlich machen und dabei womöglich wirtschaftliche Risiken erklären eher nicht. Welche Erkenntnis bleibt? Steuerfachangestellte werden ihren Bürostuhl nicht für den Computer räumen müssen. Jedenfalls nicht die, die das „fach“ in ihrer Jobbezeichnung groß schreiben. Es werden die bleiben, die mit der Digitalisierung Hand in Hand gehen, ihre Chancen nutzen, die sich weiterbilden und zu Experten in ihrem Fachgebiet werden.