Vom Kanzleiangestellten zum Mitarbeiter2030

Vom Mitarbeiter zum Mitarbeiter2030

Prozesse, Technik, Tools – Faktoren, die sich im Zuge der digitalen Transformation hin zur Steuerberatung2030 wandeln müssen. Wie die Beratung der Zukunft, die Arbeit an sich, aussehen soll, davon haben wir ein klares Bild. Doch wie sieht es mit den Mitarbeitern aus? Es versteht sich ja eigentlich von selbst, dass diese nicht die einzige Konstante in einer sich wandelnden Arbeitswelt sein dürfen. Vielmehr müssen auch sie sich weiterentwickeln – hin zum Mitarbeiter2030 eben.

Sorge um den Job hemmt Motivation

Doch warum fällt dieser Wandel so schwer, lässt sich viel langsamer umsetzen als etwa technische Aspekte? Das liegt mitunter an den Rahmenbedingungen: Diese beinhalten, vor allem bei älteren Mitarbeitern, zunächst einmal die Sorge um den Job. Sie fürchten, die Digitalisierung könne ihre Stelle wegrationalisieren, sie überflüssig machen. Durch die Digitalisierung von Arbeitsabläufen und die Automatisierung von Prozessen könnten ihre Tätigkeiten, die sie seit Jahren gewissenhaft erledigen, wegfallen. Beispiele hierfür sind etwa die automatische Verbuchung von Kontoauszügen oder das Auslesen von Informationen per OCR-Erkennung. Ein weiterer Faktor liegt in der Führung. DITAX-Coach und Steuerberater Eugen Müller erklärte erst jüngst in einem Vortrag, dass die Digitalisierung einen Wandel in der Führungskultur mit sich bringe. So seien Mitarbeiter heute auf der Suche nach einem Mentor, weniger nach einem Vorgesetzten, der top-down führe. Klar ist, dass solch einschneidende Veränderungen in der Unternehmenskultur zunächst ungewohnt und womöglich abschreckend sein können. Das spiegelt sich auch in einer Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung wider, in der nur 25% der Wahlberechtigten angeben, dass die Digitalisierung mehr Chancen als Risiken böte und immer noch 17% mehr Risiken als Chancen sahen.

Spezialisierung macht unverzichtbar

Grundproblem ist hierbei die mangelnde und oft falsche Information und Mitnahme durch den Arbeitgeber. Klar ist: Wer auch nach der digitalen Transformation seinen Job behalten möchte, muss mitziehen. Das heißt: Mitarbeiter müssen aktiver Part der Transformation werden. Sie müssen die Chance bekommen, den Prozess mitzugestalten, Verantwortung zu übernehmen und wertvolle Erfahrungen einzubringen. Gerade langjährige Mitarbeiter sind Wissensträger, die sich in technischen Themen vielleicht nicht so sehr einbringen können, dafür aber fachlich unheimlich wertvoll sind. Wer zu Zeiten der Digitalisierung weiter an Bord eines Unternehmens bleiben will, darf nicht gehemmt sein, muss neugierig sein, sich unersetzbar machen. Das geht am besten durch Spezialisierung auf die individuellen Kernkompetenzen. Fachkenntnisse und IT-Skills sind es, die gefragt werden, sowie die Bereitschaft, sich einer wandelnden Arbeitsumgebung anzupassen. All dies ist übrigens keine Altersfrage. Vielmehr liegt es an der Einstellung, am Mindset. Wir erleben es in unserem Berufsalltag häufig, dass vor allem ältere Mitarbeiter unheimlich wissbegierig und lernbereit sind, während die Bereitschaft jüngerer Mitarbeiter, durch exzellente Arbeit herauszustechen, nicht immer gegeben ist.

Digitalisierung als Chance

Mitarbeiter aber, die es schaffen, sich zu spezialisieren, auf ihre Kompetenzen zu fokussieren und dies auch nach außen zu tragen, können schnell mehr Verantwortung als vorher übernehmen. Und werden dafür eben auch geachtet und wertgeschätzt. Wertschätzung, das wissen wir alle, erhöht wiederum die Motivation und Freude an der Arbeit. Eben dies ist es, was Führungskräfte vermitteln müssen. Damit die Digitalisierung zukünftig von allen als das begriffen wird, was sie ist: eine Erleichterung der Arbeit, eine Chance!